Krieg in der Ukraine: Mit Ängsten und Sorgen umgehen
Kinder bekommen mehr mit, als wir denken. Auch wenn sie noch nicht alles verstehen: Sie nehmen die Stimmung und die Gefühle um sich herum wahr.
Aktuell bereitet der Krieg in der Ukraine vielen Menschen Ängste und Sorgen. Wir haben mit der Diplom-Psychologin Elisabeth Raffauf gesprochen. Sie gibt Tipps, die Eltern beim Umgang mit Ängsten und Sorgen helfen können.
1. Ängste und Sorgen ernst nehmen
Nehmen Sie Ihre eigenen Ängste, aber auch die Ängste Ihres Kindes ernst. Besonders Babys und kleine Kinder können ihre Empfindungen oft nicht unmittelbar ausdrücken. Und sie können Stimmungen nicht einordnen. Sie bekommen aber mit, wenn sich die Großen Sorgen machen und Angst haben. Sie übernehmen das Gefühl oder beziehen es auf sich. Das zeigt sich dann zum Beispiel darin, dass sie häufiger als sonst auf den Arm wollen. Oder dass sie nicht bei anderen Bezugspersonen als Mama oder Papa sein wollen.
Ihr Kind bemerkt Ihre Sorgen und Ängste? Dann sollten Sie nicht so tun, als sei nichts. Denn dies kann das Kind zusätzlich verunsichern. Es weiß dann nicht, ob es Ihnen oder seinen eigenen Gefühlen nicht trauen kann. Versuchen Sie, Ihrem Kind zu erklären, dass Sie sich aktuell sorgen. Und vermitteln Sie dabei auch, dass das Kind sich keine Sorgen um Sie machen muss. Sagen Sie zum Beispiel, dass Sie sich mit einer anderen erwachsenen Person um die Sorgen kümmern. Zum Beispiel mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, den Großeltern oder Freunden.
2. Nachrichten möglichst nicht mit Kleinkindern anschauen oder anhören
Wenn möglich, sollten Sie Nachrichten nicht mit kleinen Kindern hören oder schauen. Halten Sie Ihr Kind, soweit es geht, von schlimmen Erzählungen oder Bildern fern. Es versteht die Nachrichten vielleicht noch nicht, aber es hört sie. Und es nimmt Ihre Reaktion darauf wahr.
3. Nachrichtenpausen einlegen
Man möchte stets auf dem Laufenden sein – besonders, wenn Familie oder der Freundeskreis betroffen sind. Schlechte Nachrichten können dabei Ohnmachtsgefühle auslösen und sehr kraftraubend sein. Wenn möglich, sollten Sie bewusste Nachrichtenpausen einlegen.
4. Strukturen und Rituale beibehalten
Bleibende Strukturen und feste Rituale vermitteln Kindern (und auch Eltern) ein Gefühl der Sicherheit. Es gibt etwas, auf das man sich verlassen kann. Das können alltägliche Dinge sein: der Spielplatzbesuch, die Gutenachtgeschichte oder regelmäßige gemeinsame Essenszeiten.
5. Altersgerecht erklären und aktiv werden
Es kann Ihrem Kind helfen, wenn Sie mit ihm über die Situation sprechen. Dabei kommt es auf das Alter, die Entwicklung und das Bedürfnis des Kindes an. Fragen Sie, ob ihr Kind darüber sprechen möchte und was es bisher mitbekommen hat. Manchmal brauchen Kinder nur ein paar Informationen und möchten sich dann etwas anderem zuwenden.
Um etwas aus dem Ohnmachtsgefühl herauszukommen, kann man gemeinsam überlegen, was man tun kann: Ein Zeichen setzen, indem man ein Bild malt. Oder überlegen, was man eventuell spenden kann. Und natürlich auch die eigenen Gedanken miteinander teilen. Eine gute Hilfe für ältere Geschwisterkinder bietet kindgerechte Nachrichten. Sie sollten diese aber gemeinsam mit Ihren Kindern anschauen oder anhören. Zum Beispiel die Fernsehsendungen logo! im KiKA und Neuneinhalb in der ARD. Oder die Kindernachrichten MausZoom im WDR-Radio. Auf der Website hanisauland.de stellt die Bundeszentrale für politische Bildung Nachrichten für Kinder bereit. Auch über die Kindersuchmaschine blinde-kuh.de können sich Kinder und Eltern informieren.
Falls Sie Fragen haben oder jemanden zum Reden brauchen: Das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ erreichen Sie unter 0800 111 0 550. Es gibt auch die Möglichkeit, sich in den Eltern-Chats der bke-Elternberatung auszutauschen. Alle Beratungsangebote sind kostenlos und anonym.