Schwere Gefühle in der Schwangerschaft und nach der Geburt
Traurigkeit statt Glücksgefühle: In der Schwangerschaft oder nach der Geburt ist es nicht selten, dass Frauen sich bedrückt fühlen oder unter Depressionen leiden. Die gute Nachricht ist, dass diese seelische Erkrankung mit professioneller Hilfe gut behandelbar ist.
Statt der erwarteten Freude über Ihr Baby fühlen Sie sich erschöpft, traurig oder unsicher? Damit sind Sie nicht allein. Viele Frauen erleben in der Zeit rund um Schwangerschaft und Geburt starke Stimmungsschwankungen. Und sie machen sich große Sorgen:
- Warum muss ich ständig weinen?
- Müsste ich nicht überglücklich sein?
- Wird das jetzt immer so bleiben?
- Wie soll ich das alles schaffen?
- Kann ich meinem Baby geben, was es braucht?
Es ist manchmal schwierig, über solche Gedanken und Gefühle zu sprechen. Dabei sind sie ganz normal. Mütter brauchen sich dafür nicht zu schämen. Wichtig ist, dass sie sich anderen anvertrauen. Vor allem, wenn die Gefühle lange andauern. Denn dann ist es wichtig, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen.
Jennifer Sühr arbeitet in einer Schwangerschafts- und Familienberatung der Diakonie Baden. Sie weiß aus Erfahrung, dass solche Gefühle überhaupt nicht ungewöhnlich sind. Im Film berichtet sie davon:
Quelle: NZFH/BZgA 2022
Warum fahren die Gefühle Achterbahn?
Schwangerschaft und Geburt verändern das Leben von Grund auf. Der gewohnte Alltag wird auf den Kopf gestellt. Die große Verantwortung bringt viele neue Herausforderungen. Hohe Erwartungen an sich selbst und an die Partnerschaft belasten oft zusätzlich.
Und auch die körperlichen Veränderungen und Belastungen sind anstrengend. Vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft und nach der Geburt ist die hormonelle Umstellung groß. Auch das hat einen Einfluss auf die Stimmung.
All das kann dazu führen, dass die Gefühle Achterbahn fahren. Etwa 50 bis 70 Prozent der Mütter erleben einen so genannten „Baby Blues“. Dieses Stimmungstief beginnt drei bis fünf Tage nach der Geburt. Es verschwindet meist nach wenigen Tagen von alleine. Ruhe für die Mutter sowie Verständnis und Unterstützung aus dem Umfeld sind wichtige Hilfen.
Wann spricht man von einer Depression?
Wenn die schweren Gefühle über Wochen und Monate anhalten, spricht man von einer peripartalen Depression. Peripartal bedeutet rund um Schwangerschaft und Geburt. Die peripartale Depression kann bis zu einem Jahr nach der Geburt auftreten. Man spricht dann auch von einer Wochenbettdepression oder postnatalen Depression.
Etwa 10 bis 20 Prozent aller Mütter sind von einer peripartalen Depression betroffen. Andere Schätzungen gehen von einer Häufigkeit von 10 bis 15 Prozent auf. Die Angaben schwanken je nach Studie, da die Krankheitsanzeichen von Depressionen unterschiedlich erhoben werden.
Zu den Symptomen gehören:
- Erschöpfung
- Niedergeschlagenheit
- Schlafstörungen
- Selbstzweifel
- Schuldgefühle
- Innere Leere
- Zwiespältige Gefühle für das Kind
- Suizidgedanken
Sie haben Symptome, die auf eine peripartale Depression hindeuten? Dann ist es wichtig, dass Sie sich schnell Hilfe und Unterstützung suchen. Je früher, desto besser – für Sie und Ihr Kind.
Peripartale Depression: Behandlung
Depressionen in der Schwangerschaft und nach der Geburt sind sehr gut behandelbar. Sprechen Sie Ihre Hebamme, Ihre Frauenärztin oder Ihren Hausarzt an. Sie werden Ihnen helfen, eine Psychiaterin oder einen Psychotherapeuten zu finden.
Unterstützung durch die Frühen Hilfen
Diese Angebote der Frühen Hilfen können Sie begleitend unterstützen:
- eine speziell ausgebildete Beraterin in einer Schwangerschaftsberatung
- eine Familienhebamme oder Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin die Sie bis zum ersten Lebensjahr des Kindes begleitet
- praktische Hilfe im Alltag durch eine ehrenamtliche Familienpatin oder einen Familienpaten
- der Austausch mit anderen Eltern in einem offenen Treff
Anlaufstellen der Frühen Hilfen in Ihrer Nähe finden Sie über die Suche Frühe Hilfen.