„Jedes Lächeln und jeder Dank sind Gold wert“
Die Auszubildende Verena Hitpaß unterstützt in ihrer Freizeit junge Familien. Im Interview berichtet sie, warum sie sich als Freiwillige in den Frühen Hilfen engagiert.
Die Nachfrage nach Familienpatinnen und Familienpaten ist groß. Es gibt mehr Eltern, die sich eine Familienpatenschaft wünschen, als Freiwillige. Dabei ist eine Familienpatenschaft ein Gewinn für alle Beteiligten. Das sieht auch Verena Hitpaß so. Die 25-jährige Auszubildende engagiert sich als Freiwillige bei der Non-Profit-Organisation wellcome in Hamburg. Im Interview berichtet die angehende Erzieherin, warum sie junge Eltern in ihrer Freizeit unterstützt und wie die Zusammenarbeit mit den Familien läuft. Die 25-Jährige betreut derzeit ihre dritte Familie und lernt immer wieder etwas Neues dazu.
Möchten Sie sich auch freiwillig in den Frühen Hilfen engagieren? Dann lesen Sie auch den Artikel, wie man Familienpatin oder Familienpate wird.
elternsein.info: Wieso sind Sie Ehrenamtliche geworden?
Verena Hitpaß: Ich empfinde es als großes Glück, sorgenlos zu leben, hier in Deutschland, und nicht im Krieg aufgewachsen zu sein. Ich habe Arme, Beine und einen klaren Kopf und möchte diese „Werkzeuge“ auch sinnvoll einsetzen. Ich will in meinem Leben wirksam sein und nicht andere für mich wirksam sein lassen. Bei wellcome kommt meine Hilfe bei Eltern und Kind direkt an.
Welche Voraussetzungen bringen Sie für Ihr freiwilliges Engagement mit?
Ich habe große Freude und Interesse daran, neue Familien und somit auch immer wieder verschiedene Situationen kennenzulernen.
Wie sind Sie zu wellcome gekommen?
Ich habe wellcome auf der Hamburger Ehrenamts-Messe kennengelernt. Es war der erste Informationsstand, der mir in den Blick kam. Am Infostand wurde ich herzlich begrüßt. Alle meine Fragen wurden beantwortet. Ich hatte direkt einen sehr guten ersten Eindruck und dachte: Da will ich hin und mithelfen!
Wie sieht Ihre Hilfe in den Familien aus?
Bevor es zu einem Einsatz kommt, lerne ich die Familie erst einmal kennen. Dabei sehen wir, ob die Harmonie stimmt. Während des ersten Treffens stelle ich schon einige Fragen und beobachte viel.
Entscheiden wir uns dann gemeinsam für ein weiteres Treffen, orientiere ich mich vor allem an den Bedürfnissen der Mutter: Wo kann ich sie im Alltag entlasten? Wo gibt es Schwierigkeiten oder Fragen? Benötigen die Eltern mal eine Verschnaufpause oder eine Aufräumstunde? Steht die familiäre Situation unter Spannung und leidet unter Alltagsstress?
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit den Familien?
Bisher sehr gut! Ich fühle mich gut an- und aufgenommen, obwohl ich nur einmal die Woche für zwei bis drei Stunden vorbeikomme. Ich freue mich zu sehen, wie sich die Kinder von Woche zu Woche entwickeln. Das Verhältnis zu den Eltern ist gut und offen und entwickelt sich natürlich auch von Mal zu Mal weiter.
Was macht Ihnen besonders viel Freude bei Ihrer Arbeit in den Familien?
Ich freue mich über die Vielfältigkeit, die mir in dieser Tätigkeit begegnet. Zudem spüre ich, wie viel ich zurückbekomme. Jedes Lächeln, jeder Dank der Mutter und der Kinder sind Gold wert.
Ich lerne auch sehr viel bei jedem Einsatz. Ich selbst habe keine Kinder und bin deshalb sehr froh über die Erfahrungen in den Familien. Außerdem kann ich mein Wissen weitergeben: Wir lernen alle voneinander.
Was mir auch gefällt: Ich fühle mich sehr frei bei meinen Einsätzen. Ich kann angeben, wie oft und wie viel Zeit ich in der Familie pro Woche verbringen möchte.
Wie sind Sie auf Ihren Einsatz vorbereitet worden?
Es gab ein umfangreiches Treffen zwischen der Koordinatorin und mir. In diesem informierte sie mich über Grundsätze, Regelungen usw. Während des Jahres werden immer wieder Fortbildungen angeboten.
Wie werden Sie auf eine neue Familie vorbereitet?
Bevor mein Einsatz startet, schaut die Teamkoordinatorin, ob die Familie in meiner Nähe wohnt. Dabei kann ich jederzeit sagen, dass mir der Weg zu weit ist. Bisher war alles wunderbar. Im Anschluss erhalte ich grobe Informationen über die Familie: Wie alt ist das Baby? Gibt es Geschwisterkinder? Leben die Eltern zusammen?
Gab es auch schon einmal schwierige Einsätze?
Nein, bisher waren die Einsätze unkompliziert und einfach schön. Würde es zu einem belastenden Einsatz kommen, würde ich mich an die Koordination wenden und um ein Gespräch bitten. Im schlimmsten Fall kann ich mich auch während des Einsatzes dagegen entscheiden und die Situation abgeben.
Was raten Sie Menschen, die sich in den Frühen Hilfen freiwillig engagieren möchten?
Man sollte Interesse daran haben, sich weiterzuentwickeln. Kinder sind oft unsere besten Lehrer! Auch ist es als Ehrenamtliche immer gut, eine gewisse Offenheit mitzubringen und natürlich Freude an der Arbeit mit Familien zu haben.
Wie erleben Sie Ihre Hilfe jetzt in der Corona-Zeit? Was hat sich gegenüber der Zeit vor Corona verändert?
Die Treffen finden überwiegend im Freien statt und wir geben uns nicht die Hand. Auf Masken verzichten wir, da Kinder, insbesondere Babys, auf die menschliche Mimik lebensnotwendig angewiesen sind.
29. Oktober 2020